Kurs - Praxistip erwuenscht

Wie loese ich welches Navigationsproblem oder mit welcher technischer Erweiterung ergaenze ich mein GPS

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anredder
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Kurs - Praxistip erwuenscht

Post by anredder »

Ein Frage, die sich mir schon seit Jahren unterschwellig immer wieder stellt, dreht sich um den optimalen Zeitpunkt, um bei einer Wegpunktroute in Zielrichtung abzubiegen. Anders ausgedrueckt: Ich folge im Groben einer Luftlinie auf dem realen Wegenetzt. Wie entscheide ich am besten, wann abzubiegen ist, oder dem Weg weiter zu folgen ?
Ciao, Andreas
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Tux
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Post by Tux »

Der Eine legt den Wegpunkt entsprechend der Abbiegerichtung hinter dem Abbiegepunkt.
Ein anderer (ich) lege den Punkt moeglichst genau auf den Punkt der Richtungsaenderung. Das hat den Nachteil das die Kompassnadel nicht rechtzeitig die Richtung anzeigt. Sondern erst nach passieren des Wegpunktes. Optisch sieht es dafuer schoener aus.

Manche legen den Wegpunkt auch schon vor die Abbiegestelle.

Wenn Du mal nach Kompassnadel fahren moechtest wuerde ich es mit der 1. Variante versuchen.

Code: Select all

                   *
                   |
--------*------|----   Weg
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  |
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  ^  Fahrtrichtung
  *
  |
--|
* = Wegpunkt
inkognito
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Post by inkognito »

Ich glaube es geht darum, dass Andreas die einzelnen Abbiegungen gar nicht markiert, sondern ueber einen groesseren Abstand einer Luftlinie folgt und sich fragt: Wie biege ich strategisch ab, um optimal zum Ziel zu kommen.

Dafuer nutzt man am besten die Informationen:
- Kurs
- Peilung
- Kursversatz (XTE)
- Entfernung

Kurs und Peilung sind wahrscheinlich in der Begrifflichkeit klar. Der Kurs ist meine Bewegungsrichtung (Ist-Kurs), die Peilung bei einer Route der Soll-Kurs. Der Kursversatz (bei unseren Magellans das Feld "XTE") zeigt Dir die laenge eines 90Grad Lotes von der aktuellen Position auf die Sollkurslinie an. Du kannst also ablesen, wie weit Links oder Rechts zu Dich von Deinem Sollkurs befindest.

Ich habe diese Faustregel aufgestellt: Folge Deinem Weg. Ist der XTE groesser als 2 KM, biege bei der naechsten Gelegenheit in Kursrichtung auf einen gleichwertigen Weg ab. Biege nicht in jeden kleinen Feldweg ab, wenn Du nicht weniger als 2000m am Ziel bist. Der Weg koennte eine Sackgasse oder nicht zielfuehrend sein. Ist der XTE unter 500m und die Entfernung zu naechsten wird kontinuierlich weniger, bleibe auf dem Weg, erst wenn die Zielentfernung unter 2000m faellt denke ueber ein Abbiegen nach. Es gibt einen Navigationsbildschirm, der Dich dabei extrem unterstuetzt: Der Strassenkompass (oder auch Strassenansicht). Hier wird Dir durch Pfeile symbolisiert, wenn Dein Kurs aus einem 120Grad Sichtfenster auf das Ziel gesehen hinauslaeuft. Ist die Entfernung unter 2000m folge der Empfehlung. Darueber versuche dem Weg weiter zu folgen.

Fuehre Dir die Strassenansicht mal mit einer Route die Du kennst zu Gemuete. Du wirst feststellen, dass das Beherrschen dieses Navigationsbildschirmes ein Detailkartenmaterial nahezu ueberfuessig macht (bei Routennavigation).
Gruss, Matz
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Post by anredder »

inkognito wrote:Ich glaube es geht darum, dass Andreas die einzelnen Abbiegungen gar nicht markiert, sondern ueber einen groesseren Abstand einer Luftlinie folgt und sich fragt: Wie biege ich strategisch ab, um optimal zum Ziel zu kommen.
Genau diese ist die Fragestellung. Du meinst mit der Strassenansicht diese dreidimensionale Ansicht mit den oben befindlichen Datenfeldern, nicht wahr? Ich probiere das neugiereigerweise natuerlich heute noch aus.

@tux: Vielen Dank fuer Deine Ausfuehrungen, denn die Frage nach dem optimalen Abbiege-Wegpunkt-Markierung schlummerte auch noch vor sich hin.
Ciao, Andreas
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Post by inkognito »

anredder wrote:Du meinst mit der Strassenansicht diese dreidimensionale Ansicht mit den oben befindlichen Datenfeldern, nicht wahr?
Ja, genau. Ich habe den Thread uebringens hierhin verschoben, weil die Information fuer alle Geraete gilt und somit fuer jeden interessant sein kann.

Lasse die Datenfelder Kurs, Peilung, Kursversatz und Entfernung mal waehrend einer Route auf Dich wirken und versuche Dir vor Deinem geistigen Auge den Soll-Kurs in der 1:1 Landkarte vorzustellen.
Gruss, Matz
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Post by anredder »

Ein Zwischenbericht.
Die Faustregel hat sich als extrem effektiv erwiesen, ebenso wie der Hinweis auf den Strassenkompass. Fuer die nachmittaegliche Sonntagstour habe ich entsprechend eine Route erstellt, die den Streckenverlauf nur grob festlegt, also im Prinzip nur die geografischen Richtungswechsel. Vielen Dank fuer Eure wertvollen Tips! Jetzt geht es hinaus in die graue Pfalz.
Ciao, Andreas
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Post by inkognito »

Wenn Du in der Lage bist, diese Dateninformationen und den Strassenkompass fuer Deine persoenliche Navigation umzusetzen und diese Navigation sicher beherrscht, dann bist Du in der Lage das Maximum aus dem GPS herauszuholen und hast richtig Spass im Gelaende. Die Notwendigkeit fuer Detailkarte nimmt derart ab, dass Du ueberall mit einem Satz Wegepunkte und oder Landmarken Deinen Weg finden wirst. Gerade dann wirst Du das Dateisystem und die Datenverknuepfungslogik des eXplorist noch mehr zu schaetzen wissen. Parallel dazu sollest Du Dich mit dem Thema Entfernungsmessung/Schaetzung vertraut machen, damit Du moeglichst gute Peilungen vornehmen kannst. Tip: Schnittpunkte kann man durch das Anlegen von temporaeren Routen darstellen :-)
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Post by anredder »

Ich muss auch sagen, dass die Navigation mit diesem Mittel und dem erfreulich genauen eXplorist 600 ein wahre Freude ist. Die Hausaufgabe, die Du mir gestellt hast werde ich gerne erledigen. Ich hoffe natuerlich auf fachkundige Unterstuetzung.
Ciao, Andreas
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Post by inkognito »

Hausaufgaben finde ich toll :mrgreen:

Dann lass es micht etwas konkretisieren (mit Loesungsansatz zum Ueben):
Such Dir ein praegnantes Objekt, was Du aus der Entfernung gut sehen kannst. Beispielsweise einen Kirchturm. Stelle sicher, dass Dein E-Kompass im eX600 richtig kalibriert ist (!). Ziel der Uebung ist es jetzt einen Wegepunkt zu erstellen, der der Position des Kirchturmes entspricht und dann dorthin zu navigieren. Der Anspruch ist das Finden dieses Punktes durch eine Kreuzpeilung nur mit Hilfe des eXplorist.
1) Speichere Den Punkt Deiner ersten Peilung (P1)
2) Visiere den Kirchturm ueber den Kompass an und merke Dir die Peilung in Grad.
3) Projiziere einen Wegpunkt mit gemerkter Peilung mit grossem Abstand (P2)
4) Bewege Dich zu einem 2. Punkt (finde selbst heraus, was fuer ein Punkt fuer die 2. Peilung ideal waere)
5) Speichere den Punkt der 2. Peilung (P3)
6) Visiere den Kirchturm ueber den Kompass an und merke Dir die Peilung in Grad.
7) wiederhole Schritt 3) und speichere als P4
8 ) Erstelle eine Route von P2 nach P1 nach P3 nach P4.
9) Markiere den Schnittpunkt der Routensegmente P2-P1 und P3-P4 als P5
10) Aktiviere ein GOTO nach P5 und pruefe nach, wie genau Du gewesen bist ...

Viel Spass bei der kleinen Aufgabe. Der Loesungsweg ist ja bereits geschrieben. Wende es einmal an und versuche die Daten auf Dich wirken zu lassen. Ueberlege Dir Methoden fuer eine moeglichst exakte Peilung. Beziehe Sonnen und Mondstand in Deine Ueberlegungen ein. Findest Du Hilfsmittel im eXplorist, die Dir die Arbeit erleichtern ?
Gruss, Matz
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Post by anredder »

In Ermangelung eines Kirchturmes, habe ich mir erlaubt diesen durch einen Mobilfunkmasten zu substituieren und lag mit meinem ermittelten Punkt nur gute 50 Meter daneben. Den Lerneffekt bestaetige ich mit dieser Erkenntnis:
1. Die Winkeldifferenz sollte >= 30Grad betragen, da mit kleiner werdenden Winkel, der Positionsfehler exponentiell zunimmt.
2. Der Sonnenstand ist aussagekraeftiger, als der Kompass selbst und fuehrte in meinem Fall heute zu einem besseren Ergebnis, als die Peilung nur mit dem Kompass alleine. Zugegebenermassen war die Abweichung marginal.
3. Die Anzeige von Sonne und Mond an den Kompassen des eXplorist und die vorhandene Projektionsfunktion sind die erforderlichen Arbeitserleichterungen.
Am Rande sei bemerkt, dass die Funktionalitaet des Datenverschiebens von einer Sonderzieldatei in eine andere in solchen Faellen eine exellente Methode zum Strukturieren von Daten darstellt.
Ciao, Andreas
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Post by inkognito »

Ich bin begeistert. Sehr gut beobachtet und durchgefuehrt und endlich mal ein Thema, dass zu einem Navigationsforum gehoert :-)

Ich haette da noch ein paar Anmerkungen:
1) Der Winkel im Schnittpunkt sollte mind. 15-20Grad aufweisen, sonst naechern sich die Kreisschnitte zu nahe dem sog. gefaehrlichen Kreis an. In der GPS Technik werden Sat-Konstallationen u.a durch diesen moeglichen Positionfehler ausgedrueckt als DOP (Dilltuion of Precision) gekennzeichnet.
2) Die Kombination von 3-Achsen E-Kompass + Sonne + Mond ist in der ein Alleinstellungsmerkmal der Magellans, das eine serioese Positionsermittlung durch Peilung erst moeglich macht. Daher kombiniere immer diese Informationen und lasse ggf. den Astro-Daten den Vorzug.
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Post by anredder »

Ich habe das nicht mehr so recht in Erinnerung, aber die Garmingeraete, die mir in einigen Fachgeschaeften angepriesen wurden, hatten glaube ich gar keinen Sonnen- und Mondstand am Kompass und muessen per Definition ihres 2-Achsen Kompasses immer waagerecht gehalten werden. Mit der frisch gewonnenen Erkenntnis darueber nachgedacht waere dies eine erhebliche konzeptionelle Schwaeche der Geraete.
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Post by inkognito »

Als Schwaeche wuerde ich das nicht bezeichnen. Wir reden hier von ConsumerGPS-Geraeten und damit von den persoenlichen Beduerfnissen des Nutzers. Ich kenne persoenlich nicht sehr viele User, die mehr als die Trackfunktion und ein paar Routen nutzen. Dann kommen noch die Cacher, die im Rahmen eines Multis vielleicht mal Projektion o.ae. brauchen. Es ist richtig, dass die alten Serien der Garmins (bis GPSmap 60 / eTrex HC, etc.) weder Sonne noch Mond anzeigen. Die E-Kompasslosen Modelle sind daher fuer diese Navigationsaufgaben nicht perfekt geeignet. Bei den Kompass-Modell musst Du wegen der fehlenden z-Achse das Geraet absolut in Waage halten, sonst kannst Du die Peilung vergessen. Gerade fuer eine Kreisschnittermittlung per Routengrafik waere das grenzwertig aber machbar. Die neueren Oregons haben glaube ich inzwischen die Sonne am Kompass, oder? Vielleicht kann das ein Garminuser bestaetigen.
Wenn Du persoenlich diese tiefergehenden Navigationsfunktionen beherrscht und anwenden willst, ist der eXplorist quasi eine Pflichtveranstaltung :mrgreen:
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Wie dem auch sei. Zurueck zum Thema kommend stellt sich noch abschliessend die Frage, welches Vorgehen geboten ist, wenn eine ausreichende Positionsverlagerung von P1 nach P3 nicht moeglich ist.
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Post by inkognito »

Dann ist natuerlich eine Positionsbestimmung per Kreisschnitt nicht mehr moeglich. In diesem Fall (wenn Du z.B. auf einem Gipfel stehst und in ein weiter entferntes Tal (L1) moechtest) kannst Du nur den Richtungstrahl projizieren und die Entfernung schaetzen, was aber sehr schlecht funktioniert. Eine Datenbank mit Punkten ist sehr empfehlenswert. Eine Vektordetailkarte ist dabei ein immenser Vorteil. Versuche also einen weiteren praegnanten Punkt im Gelaende anzupeilen (L2), der eine "P1-P3 Verschiebung" zulaesst. Dann bestimme den Winkel zwischen L2 und L1. Bilde ein Trapez und projiziere eine Route P1-L2-P3. Du sollest jetzt anhand der Routengrafik auf dem Mapscreen den gesuchten Punkt grafisch relativ gut bestimmen koennen.
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